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Die Geschichte der eigenständigen Pfarrei beginnt 1923.

Vorher war St. Valentin eine Filialkirche der damaligen Großpfarrei St. Lorenz Oberföhring  …

Die Geschichte der eigenständigen Pfarrei beginnt 1923.

Vorher war St. Valentin eine Filialkirche der damaligen Großpfarrei St. Lorenz Oberföhring. Aber bereits in den Jahren 718/730, zur Zeit des Hl. Korbinian, wurde nach Notizen aus dem Pfarrarchiv die erste Kirche auf der späteren Unterföhringer Flur erbaut und dem Hl. Valentin geweiht. Diese Aufzeichnungen aus dem 18. und 19. Jahrhundert waren Abschriften eines früheren brüchig gewordenen Dokuments. Beide Schreiber ergänzten das Patrozinium mit dem zu ihrer Zeit schon lange präsenten St. Wolfgang als Nebenpatron; der wirkte im 10. Jahrhundert und nicht im 8. Jahrhundert. Aus diesem Grund wird von Historikern das frühe Baudatum angezweifelt. Das ist aber wohl unangebracht, denn es ist unwahrscheinlich, dass in dieser Zeit in diesem Gebiet keine Kirche errichtet worden wäre.

Unbezweifelt, weil archäologisch nachgewiesen, sind aber sowohl die romanische als auch gotische Nachfolgerkirche.

Bevor wir auf die heutige bekannte schöne Barockkirche eingehen, sind einige einschneidende langwirkende Einflüsse, die das Leben im Ort bestimmt haben, zu schildern.
Da ist zunächst der „Föhringer Brückenraub“. Damit ist gemeint die kriminelle Vorgeschichte der Gründung der Stadt München durch Heinrich den Löwen im Jahr 1158. Die Folge war ein dreimal so weiter Weg zum Markt in München mit teureren Preisen und Abgaben. Die durch Brandstiftung zerstörte und nun für 700 Jahre fehlende Isarbrücke wurde trotz einer bestehenden Furt etwa unterhalb unserer Kirche schmerzlich vermisst. Die relativ enge Beziehung zu den Kirchen in Freimann, Fröttmaning und Garching war auf lange Zeit gestört.
Im Jahr 1180 veranlasste der Freisinger Bischof eine Bestandaufnahme aller zum Bistum gehörigen Besitzungen. Dabei wurde der nördliche Ortsteil von Föhring erstmals urkundlich erwähnt (inferius feringin = Unterföhring).
1318 verkaufte der spätere Kaiser Ludwig der Bayer dem Bischof von Freising seine Grafschaft „auf dem Isarrain“ (später Grafschaft Ismaning) mit allen obrigkeitlichen Rechten. Dies erwies sich durchwegs als Segen, weil der kleine Bischofsstaat sich aus kiegerischen Verwicklungen heraushielt. Unseren Vorfahren wurde also bis zum 30-jährigen Krieg 1618-1648 eine lange Friedenszeit verschafft; ebenso wurde unsere Region weder durch den Spanischen noch durch den Österreichischen Erbfolgekrieg im 18. Jahrhundert in Mitleidenschaft gezogen.

‚Unterm Krummstab ist gut leben‘ – das bewahrheitete sich gerade bei den wichtigsten Problemen unserer dörflich/kirchlichen Gemeinschaft: 1477 beispielsweise beim „Föhringer Kirchenstreit“ wurden auf Klage der Unterföhringer gegen die Großpfarrei Oberföhring die kirchlichen Verrichtungen bis ins kleinste und für den gesamten Jahreskalender festgelegt. Unterföhring hatte bis zur Säkularisation wieder eine geregelte Seelsorge. Auch eine fast hundertjährige Störung des nachbarschaftlichen dörflichen Zusammenlebens – der sog. Kraut- und Knödelkrieg ca. 1550-1650 – fand eine sachkundige, salomonische und diplomatische Lösung durch den Bischof. Dabei ging es um das behauptete Vorrecht der „Taverne“ am Gerichtssitz Ismaning vor allen anderen Wirtschaften bei allen Feiern. Weil alle weltlichen Feste in der Kirche begannen und alle kirchlichen Feste weltliche Auswirkungen hatten, war man als Ober- oder Unterföhringer auf die Hoftaverne in Ismaning angewiesen und man konnte nicht einmal Kirchweih im eigenen Ort feiern. Dieser Missstand wurde durch den bischöflichen Spruch beseitigt.
Dieser Spruch kam auch gerade rechtzeitig für die im 17. Jahrhundert einsetzende Wallfahrt zur wundertätigen Gottesmutter zu Unterföhring. Die gotische Kirche erwies sich beim Übergang zum 18. Jahrhundert als „pauvöllig“ (= renovierungsbedürftig). Der Bischof, sachkundiger ehemaliger Pfarrherr der Großpfarrei Oberföhring, wurde von der Opferbereitschaft der Unterföhringer überzeugt (insbesondere die verbürgte Zusage von Materialtransportdiensten während der gesamten Erntezeit) und betrieb daher statt einer Renovierung einen Neubau. 1712 errichtete man zunächst unseren heutigen Kirchturm, das alte Kirchenschiff wurde abgerissen und ein Neubau durch Hofbaumeister Dominikus Glasl aus Freising erstellt. Schon am 12. September 1718 konnte Bischof Johann Franz von Eckher, dessen Wappen sich in der Kirche findet, das Gotteshaus einweihen. Der Kirchenbau wurde in nur sechs Jahren ohne Probleme, ohne Störung und ohne Schulden realisiert.
Diese neue Kirche hat die Wallfahrt so beflügelt, dass auch der neue Kirchenraum an Wallfahrtstagen nicht mehr ausreichte und sogar mobile Beichtstühle angefertigt wurden. Die beiden „Mirakelbücher“ über die insgesamt gut 2000 Erhörungen zwischen 1749 und 1789 sprechen von der Wichtigkeit der Wallfahrt nach Unterföhring.

Diese dörfliche Idylle wurde 1802/1803 durch die sogenannte Säkularisation jäh und nachhaltig zerstört, denn das bedeutete: Auflösung der kirchlichen Staaten, Beschlagnahmung von Kirchen- und Klosterbesitz, sowie die Abschaffung von gewohnten bäuerlichen Feiertagen, Prozessionen und liebgewordenem religiösen Brauchtum. Ebenso fiel die von den Unterföhringern auch gerne besuchte St.-Emmeram-Kapelle in Oberföhring nebst dem damals dort durchgeführten Schulbetrieb der Säkularisation zum Opfer. Neben diesen durchweg als schikanös empfundenen Verordnungen war man aber plötzlich in das Geschehen der napoleonischen Kriege eingebunden – unter den mindestens 70.000 bayerischen Opfern befanden sich natürlich auch Unterföhringer. Verständlich also, dass in Föhring noch lange von der bischöflichen Zeit als von der „guten alten Zeit“ gesprochen wurde.
Mit den gewohnten kirchlichen Feiern war es zunächst auch mal ‚aus‘ – die bischöflichen Anordnungen und festen Regelungen aus dem 15. Jahrhundert waren dahin.
Schon deswegen bemühte sich Ende des 19. Jahrhunderts die Gemeinde in einem umfangreichen Schriftverkehr mit staatlichen und kirchlichen Stellen um die Errichtung einer eigenen Pfarrei, aber erst 1923 konnte dieser Wunsch Wirklichkeit werden. Der erste Pfarrherr Adolf Pschorr zog nach Unterföhring, in ein Pfarrhaus, dessen Erwerb die Unterföhringer Landwirte mit einer Währungssicherung über den Weizenpreis ermöglichten.

Pfarrer Pschorr wirkte von 1923 bis 1956 in der Gemeinde. In seine Amtszeit fällt 1931 die vorletzte Renovierung der Kirche. Anlass zu großer Freude war für Pfarrer Pschorr 1927 die Neuanschaffung als Ersatz für die im 1. Weltkrieg beschlagnahmten und eingeschmolzenen Kirchenglocken, von denen die drei größten im 2. Weltkrieg wiederum beschlagnahmt wurden, sie wurden 1947 erneuert. Er erlebte aber auch die Veränderung der Gemeinde in Kriegs- und Nachkriegszeit mit ihrer Not und dem Zuzug der vielen Heimatvertrieben. Pfarrer Pschorr nahm sich ihrer tatkräftig an und so wuchs die Pfarrei zu einer Einheit von Einheimischen und Heimatvertriebenen zusammen. Er hinterließ auch historische Notizen im Pfarrarchiv.
Nachfolger von Pfarrer Pschorr war von 1956 bis 1972 Pfarrer Josef Hilzensauer – eine imposante Erscheinung, wort- und stimmgewaltig als Prediger wie als Sänger.
1972 kam Pfarrer Johannes Erzgräber, der bis 2007 am längsten wirkende Seelsorger in Unterföhring. In seine Amtszeit fiel von 1973 bis 1983 die wohl gründlichste und mit über 1 Mio. DM auch kostspieligste Renovierung unserer Kirche. Den Abschluss dieser Renovierung bildete der Austausch der mit ca. 100 Jahren nicht mehr reparablen Orgel durch ein elektronisches Instrument. Das hat aber seine Lebenserwartung zwischenzeitlich schon übertroffen, weshalb Pfarrer Erzgräber noch ein Projekt zur Beschaffung einer neuen Pfeifenorgel kurz vor seinem Ruhestand auf den Weg brachte.
Ein von ihm von Anfang an gehegter Wunsch nach der Schaffung eines Pfarrzentrums konnte nach Planungsbeginn in 1997 und erstem Spatenstich in 2001 am 29.3.2003 mit der Setzung des Schlusssteins und Einweihung durch Prälat Josef Obermaier verwirklicht werden.

Mit Pfarrer Erzgräber kam die Neuordnung (Neubeginn!) der Zusammenarbeit mit den Laienorganisationen und der Jugend. Der sportliche Pfarrer forderte und förderte die darob hoch erfreute Jugend.

Die Pfarrei ist zwischenzeitlich auf rd. 4000 Mitglieder angewachsen. Das Gemeindeleben wird seit dem Wirken von Pfarrer Erzgräber von einem gewählten Pfarrgemeinderat mitgetragen und bestimmt.

Von Herbst 2007 bis 31.12.2008 war Pater Franz Unfried Priester in Unterföhring; mit Wirkung ab 1.1.2009 wurde als unser neuer Pfarrer Herr Dr. Markus Brunner aus der Dompfarrei München bestellt.

Cäsar Frey, Ortschronist
Bernhard Riederer, Kirchenpfleger

Die Unterföhringer Pfarrkirche St. Valentin



Im Herzen der bayerischen Gemeinde Unterföhring am Ende des Kirchenweges.

Kirchenweg
85774 Unterföhring
Tel. 089/ 95 84 76 80
pfarrverband-ismaning-unterfoehring.de

Bilder von unserer Kirche und dem Pfarrzentrum

St. Valentin am Abend

Eingang Kirche St. Valentin

St.Valentin Innenraum

St. Valentin im Herbst mit Kreuz